Warum die Deutschen Bargeld so lieben

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Deutsche Bargeld lieben. Obwohl es relativ oberflächlich ist, so muss man dennoch wissen, dass man bei Besuchen des Landes immer Bargeld bei sich haben sollte. Ob man es für einen Besuch im Restaurant, einen Snack vom Späti, Tickets für den Zug oder ein Drink in einer Bar braucht- Bargeld ist in vielen Bereichen unabdingbar. Obwohl die Häufigkeit der Kartenzahlungen zunimmt, wurden im Jahr 2019 immer noch 62,8% aller Zahlungen in bar getätigt (Quelle: Statista).

Natürlich ist es wahrscheinlicher, dass Kartenzahlungen in großen Städten wie Hamburg, Berlin, Köln, etc. akzeptiert werden, als in ländlichen Gegenden und kleinen Ortschaften.

Es gibt sehr viele Gründe, warum die Deutschen Bargeld so lieben und warum diese Liebe (zumindest nicht in naher Zukunft) niemals vergehen wird.

Historische Gründe

Wie viele andere Dinge auch, hat die Liebe für Bargeld ihre Wurzeln in der Geschichte. Hier sind ein paar wichtige Fakten, die es uns hoffentlich erleichtern zu verstehen, wieso die Deutschen niemals ohne Bargeld leben wollen:

Die große Depression (ca. 1873 - Ende der 1870er Jahre): der Börsencrash im Mai 1873 führte dazu, dass neu gegründete Banken bankrott gingen. Das wiederum führte zu einer allgemeinen Panik in der Bevölkerung, nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern, wie z. B. Österreich. Viele Unternehmer (insbesondere solche mit kleinen bis mittelgroßen Unternehmen) verloren annähernd alles und das Misstrauen gegenüber den Banken wuchs. Der Börsencrash traumatisierte sehr viele Menschen und sie fingen an, ihr Geld zuhause zu horten.  

Die Hyperinflation in den 1920er Jahren: die Hyperinflation in den 1920er Jahren war ein gewichtiger Grund, wieso die deutsche Bevölkerung erneut das Vertrauen in das Bankensystem verlor. Kurz nach dem ersten Weltkrieg begannen die Menschen bereits ein funktionierendes Wirtschaftssystem aufzubauen, neue Firmen zu gründen und das Leben mit einer neuen Realität wieder in den Griff zu bekommen. Die Hyperinflation war der Auslöser dafür, dass die Mittelklasse fast all ihre Ersparnisse verlor und die Bevölkerung fing wieder an, ihre Ersparnisse zuhause zu bunkern. Aus Angst erneut alles zu verlieren, verzichteten sie darauf ihr Geld in Aktien oder Eigentum zu investieren.

Das Wirtschaftswunder in den 1950er Jahren: Entgegen aller Erwartungen erlebte die deutsche Wirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg einen enormen Boom. Es musste eine neue Wirtschaft aufgebaut werden und, verbunden damit, ein neuer demokratischer Staat, der durch Frieden und Freiheit regiert werden musste. Die Menschen mussten erneut lernen, dem Bankensystem zu vertrauen. "Wohlstand für alle" war das Motto dieser Zeit, aber selbst jetzt hatten die Menschen zu viel Angst vor einer erneuten Krise, taten sich schwer zu investieren und blieben beim alt bewährten System ihr Geld daheim zu sammeln.

Für viele Deutsche verhält es sich mit COVID- 19 nicht anders. In einer Welt, in der sich viele Länder dazu entschieden haben blindlinks in eine bargeldlose Gesellschaft zu schliddern, bleibt das Bargeld für deutsche Konsumenten und Unternehmen ein aktiver Teil einer funktionierenden Wirtschaft.

Was lieben die Deutschen am meisten am Bargeld?

Die Menschen in Deutschland heutzutage lieben Bargeld aus vielen verschiedenen Gründen- allen voran der Datenschutz. Die Deutschen lieben es ihr Leben anonym zu führen und der Gedanke daran, sich transparent und verfolgbar zu machen, widerstrebt vielen Deutsche zutiefst. Kartenzahlungen unterstützen Rückverfolgbarkeiten und hinterlassen Datenpfade, weshalb sie nicht als das beliebteste Zahlungsmittel gelten.

Aber es gibt noch mehr Gründe, warum die Deutschen das Bargeld nicht nur präferieren, sondern sich auch darauf verlassen

  • Sicherheit, Vertraulichkeit
  • Einfache und universelle Nutzung
  • Physischer Zugang
  • Bequemlichkeit- Was passiert, wenn einmal die Karte daheim vergessen wird, sie gestohlen wurde, etc.
  • Besserer Überblick über die Finanzen
  • Krisensicherer Charakter

Selbst wenn die Deutschen gern öfter mit einer Karte bezahlen wolle würden, wäre da immer noch das Problem, dass viele Shops oder Restaurants Kartenzahlungen oftmals nicht akzeptieren. Dies hat verschiedene Gründe: Gebühren, fehlender Zugang, etc. Obwohl das Coronavirus die Anzahl der Zahlungen per Karte in den letzten 12 Monaten voran getrieben hat, wird Bargeld mit hoher Wahrscheinlichkeit niemals völlig vom deutschen Verbrauchermarkt verschwinden und auch vorerst der beliebteste Weg der Abwicklung von Zahlungen bleiben.